Die ländliche Tradition der Trachten, des Jodelgesangs, des Volkstanzes und des Chlefelen ist noch immer eine lebendige Kultur. Dies bewies einmal mehr der diesjährige Heimatabend der Trachtengruppe Mühlau.
Eine der unzähligen gelungenen Darbietungen am Heimatabend der Trachtengruppe Mühlau. (Bild: Werner Schelbert (Mühlau 29. April 2018))
Die Mühlauer Turnhalle füllte sich am Samstagabend bis auf den letzten Platz. Zum zweiten Mal an diesem Frühlingstag bot die lokale Trachtengruppe einen bunten Blumenstrauss bäuerlicher Bühnenkultur an. Der alle zwei Jahre stattfindende «Heimatabend» hatte gegen 340 Neugierige jeden Alters angezogen. An langen Tischen wurde feines Essen serviert, und überall schwirrten Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der traditionellen Freiämter Tracht herum.
Bei der Begrüssung hiess die Präsidentin Beatrice Christen eine stattliche Anzahl verschiedener Jodelklubs, Männerchöre, Volkstanz- und Theatergruppen willkommen, besonders die vierköpfige Ostschweizer Kapelle «Türmli Buebe», die in Appenzellertracht auf einem Seitenpodest sassen und den Abend mit Akkordeon, Schwyzerörgeli, Klarinette und Bass musikalisch-lüpfig begannen. Fortan führte das Trachtenpaar Nicole Christen und Jonas Wettstein die Zuhörer durch den bunten Abend.
Klein und gross in der schmucken Tracht
Zuerst trat die Kindertanzgruppe auf, begleitet vom Schwyzerörgeliduo Betschart und den Kwätschkomode-Juniorinnen aus Mühlau. Ob klein oder schon grösser, alle in der schmucken Tracht, die Mädchen mit hochgesteckten Zöpfen, die Knaben mit adrett gescheitelter Frisur – so schritten, hüpften, drehten sie sich, hielten einander an den Händen oder klatschten. Alles in grossem Ernst, aber auch mit spontaner Motorik und Mimik, sodass immer wieder ein schmunzelndes Raunen durch die Zuschauerreihen ging. Die fast nur aus Frauen bestehende Chorgruppe unter der Leitung von Franziska Janett bildete danach einen Ruhepunkt, gab fröhliche und besinnliche Lieder zum Besten, unter ihnen Peter Rebers «D’Wält wär voller Blueme» – bevor erneut getanzt wurde. «Rüssschlaufe» und «Baarer Polka» hiessen die Tänze, welche von acht Frauen und acht Männern dargeboten wurden. Es fiel auf, dass mindestens die Hälfte davon jung waren. «Wir werden um unseren Nachwuchs beneidet», kommentierte die Präsidentin im Gespräch. Was die Tänzer darboten, zeugte von hohem Anspruch: Da wurden Gänge geschritten und gehüpft, Füsse geworfen oder in Trippelschrittchen vorwärtsbewegt, Hände gekreuzt, gegenseitig auf Schultern gelegt oder zusammengeklatscht, Partnerinnen gedreht oder hochgehoben. Den Höhepunkt bildete ein Kreis, in dem die Männer sich an den Händen hielten und die Frauen auf ihren Armen wiegen liessen wie auf einer Schaukel!
Aufbrausender Applaus
Etwas später setzte sich die ganze Trachtengruppe gruppenweise auf die Bühne und bot unter den Klängen der «Türmli Buebe» ein höchst attraktives perkussives Spiel dar: Ob mit Löffeln, Chlefelen, einer Art Rätsche genannt «Rira», mit auf Besen geschlagenen Hölzlein oder einfach durch Klatschen im Duett. Das Publikum, das mit leuchtenden Augen fast andächtig zuhörte, quittierte mit aufbrausendem Applaus.
Im zweiten Teil der Darbietungen glänzte das Rüsstaler Jodelchörli mit acht Frauenstimmen, die ungewöhnlich sauber intonierten und artikulierten und wunderschöne Jodelpartien hervorbrachten. «Dankä sägä» hiess ihre Zugabe – die das Motto über dem Abend hätte sein können. Dieser Eindruck verstärkte sich im Gespräch mit Beatrice Christen: «Meine ganze Familie macht hier mit!» sagte sie und erwähnte, dass die Trachtengruppe 2017 sogar ein Teil des Unspunnenfestes war. Die Tradition scheint ungebrochen weiterzuleben und – das war ein starker Eindruck – beheimatet viele Menschen der ländlichen Bevölkerung. Und so war der Rest des Abends auch einem aus den Reihen der Trachtenliebhaber entstandenen Theaterstück gewidmet, das um die ewigen Themen «Scholle, Geld und Liebe» kreiste.
Dorotea Bitterli
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